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1. Lernen, weitergeben, integrieren

Aktualisiert: 21. Jan. 2021


Grundlagen, Rahmen und Regeln


von Günter Lau und Aurora Mollenhauer



"Die größte Wertschätzung einer Arbeit, einer Erkenntnis, einer Fähigkeit oder eines erworbenen Wissens zeigen wir, wenn wir das dadurch Erfahrene aufgreifen und damit zum eigenen Nutzen weitergehen - so beginnt eine aufbauende Spirale."


<Aurora Mollenhauer>


Im Alter, wo das Bewusstsein für die eigene Vergänglichkeit zunimmt, erfahren wir ein immer stärker werdendes Bedürfnis, unsere Erfahrung, unser Können, unsere Erkenntnisse und unser Wissen weiterzugeben an die Nachfolgenden. Wenn wir das tun können, erleben wir eine tiefe Befriedigung in dem Gefühl, dass ein Teil von uns weiterleben wird.


Dass Lernen und Weitergeben aber auch menschliche Grundbedürfnisse sind, zeigt der obige Film von Prof. Dr. Gerald Hüther mit der staunenden Entdeckung des kleinen Jungen und seiner Begeisterung, seine Entdeckung den anderen zeigen zu können. Das sind aber nicht nur Grundbedürfnisse, sondern sogar wichtige Überlebensstrategien, die uns zu einem der erfolgreichsten Lebewesen auf diesem Planeten gemacht hat.



Das stößt uns darauf, uns zu fragen, wie wir als Erwachsene bzw. als Kita-Mitarbeiter, als Lehrer oder Lernassistenten und Anleiter das Lernen und Weitergeben optimal unterstützen können. Diese Frage eröffnet einen ganzen Fragenkatalog.

Zuerst bedarf es der Beantwortung der folgenden Frage:


1. Frage: Welche Bedürfnisse eines Kindes werden beim Lernen angesprochen bzw. sind zu befriedigen?


Wir haben folgende Antworten in den Lernsystemen, in der Soziologie und in der Hirnforschung gefunden (ohne Anspruch auf Vollständigkeit bzw. Verallgemeinerung).


Ein Kind muss

  • sich gehalten und gewollt fühlen in einer Gemeinschaft - dazu gehören dürfen

  • sich sicher fühlen - durch Beschützen und altersgemäße Führung/Begleitung

  • sich dadurch angstfrei fühlen bzw. angstfrei werden können )Angst verhindert Lernen)

  • sich in seiner Einzigartigkeit und SEINS-Form angenommen und geliebt fühlen

  • sich entfalten können in seiner ihm eigenen Form - erforschen und lernen dürfen wie es das braucht und will

  • Freude und Begeisterung erfahren können im Lernen - im Tun und schlussendlich durch Weitergabe


2. Frage: Was sind Grundprinzipien beim Lernen?


Das Begleiten und Anleiten im Lernen verlangt nach unseren Erkenntnissen

  • die Einzigartigkeit und Würde des Individuums achtsam und respektvoll anerkennen

  • Hingabe besitzen und Freude darin finden, Kinder einzuladen, zu ermutigen und zu inspirieren, die Welt zu erforschen und zu entdecken

  • Geduld haben - abwarten können bis die Kinder mit einer Frage kommen

  • die Einhaltung des Prinzips: Mehr fragen statt sagen - lernen geschieht deutlich intensiver durch eigenes Entdecken; daher Frage positiv zurückgeben

  • Ausnahme: Ein neuer Lernabschnitt wird bewusst begonnen - dann ist eine knappe Weitergabe bzw. Recherche des bestehenden Wissens sinnvoll, sollte jedoch in Fragen münden, die das Bestehende hinterfragen und vertiefen

  • jede Frage zum Thema annehmen und ihr forschend nachgehen - eröffnet einen unendlichen Antworten- und Fragen-Raum

  • dabei wegführende "Schmetterlings"-Fragen notieren für eine spätere Erforschung

  • jede Antwort wird als werthaltige Möglichkeit angenommen und erforscht - potenzielle Nachfrage: Warum siehst du das so?

  • grundsätzlich Bejahung statt Negation - Vermeidung von Unterbrechungen des Lernflusses durch Negation der Sache/Antwort oder der Person

  • Würdigung des Gelernten durch Aufgreifen und Nutzen statt durch Lob oder Tadel - es braucht lt. Dr. Montessori keine Form von Motivation, die manipuliert; das Kind lernt aus sich heraus und wird sonst nur verbogen

  • die Gleichwürdigkeit im Lernen erkennen - wir alle sind Lernende, auch die Erwachsenen


3. Frage: Was sind Grundhaltungen in der Begleitung von Lernen?


„Die optimale Grundhaltung ist, möglichst den Mund geschlossen halten und die Hände in den Taschen!“

<Aurora Mollenhauer>


Neben der Grundhaltung von Freude daran haben, Kinder einzuladen, zu ermutigen und zu inspirieren, die Welt zu erforschen und zu entdecken, gibt es eine Reihe von Eigenschaften und Haltungen, die eine Begleitung von lernenden Kindern idealerweise aufweisen sollte.


Hier die uns wesentlichen, die wir gefunden haben:

  • positive Lebenseinstellung

  • natürlich lernwillig

  • fragend statt antwortend

  • Vielfalt liebend und lebend

  • liebend

  • gütig

  • geduldig

  • empathisch

  • Halt gebend

  • vorausgehend (Beispiel gebend)

  • zugewandt

  • achtsam

  • unterstützend

  • würdigend

  • authentisch klar

Das was Kinder wirklich brauchen, ist ein gütiges und geduldiges, liebevolles Zulassen und Zutrauen. Aber mit zunehmendem Alter auch Zumuten und Einfordern, denn die Gemeinschaft hat auch Bedürfnisse, denen sie sich nicht einfach entziehen können, ohne diese und sich selbst zu gefährden. Dies wollen Kinder aber grundsätzlich auch lernen, wenn sie sich geliebt fühlen, weil sie diese Liebe zurückgeben wollen, einen Ausgleich dafür bieten wollen. Zwang ist hier also auch nicht erforderlich. Zudem wollen sie ihren Vorbilder auch alles nachmachen, auch um dazuzugehören.

4. Frage: Wie kann eine Person optimal integriert werden?


Zunächst einmal ist an dieser Stelle die Frage abzugrenzen von dem Begriff Integration, einem eher verwaltungstechnischen Akt der Anpassung einer Person an eine Gegebenheit durch Vermittlung der Sprache, Kultur, Sitten, Gepflogenheiten und Regeln (auch Recht).


Im Gegensatz dazu besteht der Prozess des Integrierens (2018 erstmals eingeführt von Dieter Graf-Neureiter) im gegenseitigen "neugierig" lernenden Kennenlernen der o.g. Informationen, erweitert um Erfahrung, Können und Wissen der sich begegnenden Personen. Man betrachtet das Gegenüber beim Integrieren demzufolge als einen Experten, von dem man Neues lernen kann, das das Eigene ergänzt und damit erweitert.


Damit wird die weit verbreitete, im Prinzip angstvolle, begrenzende Grundhaltung, die das Fremde hauptsächlich als fremd und gefährlich ansieht, infrage gestellt. Denn sie widerspricht ja geradezu den evolutionär förderlichen Grundbedürfnissen des Lernens und Weitergebens. Die Erfüllung dieser Grundbedürfnisse ist lebensbejahend und sollte aus unserer Sicht letztendlich sogar in alle Lebensbereichen integriert werden - überall dort, wo Menschen sich begegnen.


Wie kann Integrieren gelingen. Wesentlich sind:

  • die Einzigartigkeit und Würde des Individuums achtsam und respektvoll anerkennen (aus der zweiten Frage übernommen)

  • offen begegnen und ein Zugehörigkeitsgefühl vermitteln

  • das Wissen und Können gegenseitig austauschen und so sich selbst erweitern

  • in die hiesigen Gepflogenheiten einführen, aber gleichzeitig das Anderssein akzeptieren und daraus lernen


Wie, konkret?


Die Grundlagen und den Rahmen für das natürliche Lernen haben wir oben geschildert. In der Praxis muss aber offensichtlich auch Einiges geregelt bzw. strukturiert werden.


Dazu geben wir hier eine Anleitung auf Basis vielfacher Erfahrungen in der Rückkehr/Rückführung zum natürlichen Lernen durch Mathetik.


In vielen Fällen ist es ja so, dass die Kinder durch die vorgeschriebene staatliche Bildung bereits aus dem natürlichen Lernen herausgerissen wurden. Bevor also in das natürliche Lernen zurückgekehrt werden kann sind Ängste abzubauen und Freude wieder zurückzugewinnen.


Das erfordert einen Schritt 0, der zunächst einmal nach dem Zar-und-Zimmermann-Prinzip die Lernwilligen fragt, was ihnen überhaupt am Lernen (noch) gefällt. Die Beantwortung dieser Frage ist ein wichtiger Hinweis darauf, wie die Freude am Lernen und an den Fachgebieten wieder zurückgewonnen werden kann. Eine weitere wichtige Frage ist dann, was am Lernen/an den Fachgebieten Angst macht und am Lernen hindert. Die Bewusstwerdung dieser Ängste ist ein erster Schritt, sie abbauen zu können. Jetzt müssen die weiteren Schritte die die intrinsische Motivation wieder stärken und die Ängste abbauen.


Nach dem Schritt 0 hat das Unternehmen „360° LERNEN - Online Lernwelt“ einen sinnvollen Ablauf für den Lernstart in einer Kleingruppe gefunden (s.a. Bild):


0. Mit dem Zar-und-Zimmermann-Prinzip starten

1. Die beinhalteten Strukturen in einer Lernaufgabe untersuchen und dadurch zum Anfang finden

2, Sinnerfassendes Lesen der Aufgabenstellung

3, Fehlendes finden und auflösen

4. Das Gelernte weitergeben (können)


Der letzte Schritt beweist dann, wie erfolgreich gelernt wurde. Und wird gegebenenfalls so lange wiederholt, bis das Gelernte „sitzt“.


In diesem Prozess helfen Schaubilder in sensorischer Symbolsprache (SNK) sehr gut als Gedankenstütze und Weitergabe-Faden. Und natürlich darf ein versierter Begleiter dabei nicht fehlen.


Gemeinsam geht alles besser. Das hat nicht nur das 7(+1)-Prinzip gezeigt. Altersübergreifendes Lernen in Kleingruppen macht nicht nur Spaß, sondern es entsteht neben einem strukturierten und angenehm empfundenen Ablauf ein schönes, unterstützendes Miteinander mit Lernlust und gegenseitiger Faszination, wie „360° LERNEN - Online Lernwelt“ erkannt hat. Zudem fühlen sich die Lernenden aufgehoben und sicher und nicht mehr „in der Luft“ schwebend und alleingelassen.


Durch einen individualisierbaren Lernplan können auch Prüfungen vorbereitet und der erforderliche Stoff mit einer „Lernleiter“ (strukturiertes „Inhaltsverzeichnis“) mit Hilfe obiger Methode leichter erfasst und trainiert werden. Die bisher erzielten Ergebnisse sprechen für sich (siehe Artikel 3).



Eltern


Nicht nur die Kinder und Begleiter (nicht mehr Lehrer im herkömmlichen Sinne) müssen sich auf das natürlicher Lernen der Lernenden einstellen, sondern auch die Eltern. Stopps hatten wir schon als schädlich angesprochen. Die schädlichsten Stopps kommen aber häufig von denen, die den Lernenden am nächsten stehen.


Ehrgeizige Eltern sind ein echtes Problem, genauso wie Helikopter-Eltern - echte Lernverhinderer. Aber auch „normalbesorgte“ Eltern können durchaus zu Stoppern werden. Auch darauf müssen sich die Begleiter einstellen, vielleicht sogar durch eine entsprechende „Geschäftsordnung“, die die Teilnahmevoraussetzungen und die Rechte und Pflichten aller regelt. Und die den vermeintlichen Anspruch auf überzogene Forderungen aufgrund der Bezahlung des Lernprozesses eingrenzt.


In einer solchen „Geschäftsordnung“ könnten Formulierungen stehen, wie


„Alle Beteiligten akzeptieren, dass das natürliche Lernen das Optimum des Lernens darstellt.

Wir begleiten Lernende im natürlichen Lernen bzw. führen sie dorthin zurück, um


- die Lernenden in die Freude und Leichtigkeit zu bringen

- ihren Tag zu strukturieren und - gemeinsam den Lern-Anfang zu machen


Zudem schaffen wir den Raum zum


- Erleben

- Forschen

- Lernen

- Weitergeben von allem Gelernten


Dabei unterstützen wir die Lernenden bei allem, was sie interessiert, und dergestalt, dass eine unterstützende Lern-Gemeinschaft entsteht.


Eltern geben ihren Kindern und ihren Anleitern den notwendigen Raum für ein natürliches Lernen. Insbesondere sind sogenannte Lern-Stopps unbedingt zu vermeiden. Das Lernen soll seine Freude behalten und keine Angst machen, vor allem keine Prüfungsangst.


Eltern können Hinweise zum Lernprozess geben (keine Forderungen). Die Hinweise werden von den Anleitern auf Integrationsmöglichkeit untersucht und entsprechend der Integrationsfähigkeit abschließend entschieden.


Es gibt eine Geld-zurück-Garantie für die Prüfungsvorbereitung bei Nichtbestehen trotz ausreichendem Vorlauf (min. 4 Monate).“


Anmerkung: Alle sind und bleiben freie Menschen. Wir machen das, was wir für richtig befunden haben, und die andere Seite kann entscheiden, ob sie bleibt oder geht.

Die Eltern sind die Experten für ihre Kinder und wir die Experten fürs Lernen.


Optimalerweise entschließen sich Eltern dazu, selbst wieder in den Prozess der natürlichen Lernens zurückzufinden. In diesem Prozess werden sie

  • sich mit den 4-Phasen des natürlichen Lernens auseinandersetzen

  • das Lernen, Arbeiten und Entscheiden unter Theta, Delta und Gamma erfahren

  • sensorische Symbolsprache erlernen

  • das gemeinsame Schöpfen in einer Gruppe nach dem 7(+1)-Prinzip kennenlernen

  • den Wert von Leben in einer Gemeinschaft erkennen

Damit sind Eltern ausreichend vorbereitet, ihre Kinder in ihrem natürlichen Streben nach Bildung und der Entwicklung von Fähigkeiten zu verstehen, zu lassen und zuzutrauen - die wichtigsten Voraussetzungen überhaupt.


„Lernen wird zur ereignisreichen Erfahrung und zu einer Kette von wertvollen Erlebnissen. So wird Lernen ganzheitlich und nachhaltig!“

<360° LERNEN - Online Lernwelt>

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